Gruppentherapie

Die ambulante tiefenpsychologisch fundierte Methode ist keine Behelfsmethode als Ersatz für die Einzeltherapie, sondern eine eigenständige Therapieform mit speziellen Möglichkeiten, Wirkungen und Regeln, mit denen Sie sich zunächst vertraut machen sollten.

Wann ist eine Gruppentherapie sinnvoll? Indikation

  • Depression
  • Angststörung
  • soziale Ängste
  • Zwangsgedanken/Handlungen
  • fehlende Erfahrung in sozialen Gruppen (keine Geschwister, isoliertes Aufwachsen, Rückzugsverhalten)
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Persönlichkeitsakzentuierungen

Es geht weniger um die Symptome unter denen jemand leidet, sondern vielmehr um das Erkennen innerer (unbewusster) Muster, Zusammenhänge, bzw. sich widersprechenden Impulsen oder Gefühlen (Konflikte). Die dann oft zu Symptomen führen. In der Regel sind diese Muster durch die Prägung unseres Lebens entstanden.
Manchmal fehlen auch Fähigkeiten; z.B. Gefühle differenziert wahrzunehmen oder zwischen den eigenen Gefühlen und der der anderen zu unterscheiden. Oder es fehlt die Vorstellung wie es gelingen kann sich in andere hineinzuversetzen oder sich zu spüren, wenn andere von sich berichten. Manchmal fehlt der Mut über sich zu sprechen und es erscheint peinlich. Hier ist Gruppentherapie sinnvoll und eine effektive Therapiemethode.

Äußere Struktur der Gruppentherapie

  • Die Gruppe besteht aus 6-8 Mitgliedern.
  • Wenn ein Gruppenmitglied geht, kann die Gruppe ein neues Gruppenmitglied aufnehmen (slow open Gruppe).
  • Frequenz wöchentlich
  • Dauer 90 Minuten
  • Die regelmäßige Teilnahme ist für einen Therapieerfolg Voraussetzung.
  • Um zu profitieren, ist die Teilnahme von mindestens 6 Monaten Voraussetzung.
  • Eine Gruppentherapie kann bis zu zweieinhalb Jahren dauern (80 Doppelstunden).

Nur die regelmäßige Teilnahme ermöglicht es, Teil des Gruppenprozesses zu werden, z. B. sich zugehörig zu fühlen. Ein innerer Prozess kommt dann in Gang, wenn man den roten Faden, das Problem das man formuliert und die beginnende Erkenntnis die zur Lösung führen kann, nicht unterbricht. Wenn Gefühle oder Fragen von der letzten Gruppensitzung offenbleiben, ist es wichtig, in der nächsten Gruppenstunde die Möglichkeit zu haben nachzufragen.

Wer kann an einer Gruppentherapie teilnehmen?

  • Teilnehmer mit unterschiedlichen Symptomen
  • Teilnehmer aus allen Altersgruppen
  • Männer und Frauen

Gerade die Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen, unterschiedliche Themen, unterschiedliche Krankheitssymptome und auch die Unterschiede von Männern und Frauen führen zu der hohen Wirksamkeit der Gruppentherapie. Man hat quasi gleichzeitig, die unterschiedlichsten Blickwinkel, wenn ein Problem geschildert wird. Hier entsteht ein komplexes Bild einer Situation, die auch die unbewussten Anteile und widerstreitende Gefühle miteinschließt. Mit dieser Methode können eigene Gefühle besser verstanden werden. Es können aber auch Gefühle anderer beobachtet werden, die ein Gruppenmitglied in einer Alltagssituation oft erlebt und bisher nicht verstanden hat. Im geschützten Rahmen der Gruppe und mit der Bereitschaft, Gedanken und Gefühle offen auszusprechen, kann ein Gruppenmitglied dann verstehen, warum er in bestimmten Situationen Reaktionen zeigt, die ihm unverständlich sind.

Grundvoraussetzungen für die Teilnahme an einer Gruppentherapie

  • Die Schweigepflicht muss eingehalten werden (Was in der Gruppe gesprochen wird, bleibt in der Gruppe.).
  • Die Gruppenmitglieder kennen sich untereinander nicht (keine Verwandtschaft, Bekanntschaft, Freundschaft).
  • Während der Gruppentherapie sollen keine Beziehungen oder Treffen außerhalb der Gruppe stattfinden.

Alle Gruppenmitglieder sollen Probleme, Gefühle, Gedanken, Phantasien und auch Träume offen aussprechen können. Dies fällt oft schwer und kann zu Beginn als sehr belastend erlebt werden. Das sind Peinlichkeitsgefühle oder auch die Angst Wertschätzung der Gruppenmitglieder zu verlieren. Hierfür ist ein Raum, der durch die Schweigepflicht geschützt ist notwendig. Um diesen Freiraum sich erhalten zu können, ist es wichtig keine Freundschaften außerhalb der Gruppe und auch keine Beziehungen zu führen. Führt man ein Gespräch durch unerwartete Umstände doch außerhalb, sollte dies beim nächsten Mal wieder in die Gruppe gebracht werden.
Es kann sinnvoll sein einem nahen Angehörigen vom eigenen Prozess in der Gruppe zu erzählen. Es darf aber nicht über andere Gruppenmitglieder gesprochen und keine Namen genannt werden.

Was hilft in einer Gruppentherapie? Allgemeine Wirkfaktoren

  • Die Erfahrung, dass auch andere ähnliche Probleme haben stärkt den Selbstwert.
  • Durch das Sprechen in einer Gruppe werden soziale Fähigkeiten geübt (ausreden lassen, unterbrechen, Fragen stellen, nachfragen, sich rückversichern ob man alles verstanden hat, …)
  • Die Erfahrung mit eigenen Problemen nicht alleine zu sein.
  • Trotz großer Unterschiede entstehen ein Zusammengehörigkeitsgefühl und Verständnis, auf diese Erfahrung mussten manche Menschen in ihrer Familie verzichten
  • Jedes Gruppenmitglied bringt sich mit dem eigenen Thema ein. In der Gruppe wird ein Verständnis für das Problem jeden einzelnen Gruppenmitglieds erarbeitet.

Arbeitsweise einer tiefenpsychologisch fundierten Gruppentherapie. Spezielle Wirkfaktoren

Innerhalb des Gruppenprozesses können verschiedene Bereiche thematisiert werden. Ein wichtiger Bereich ist die Interaktion. Wie gestalten die Gruppenmitglieder die Beziehung zu anderen, wie treten sie in Kontakt. Hier geht es um Kommunikationsstile, Kontaktaufnahme, Rückmeldung zur Frage wie wirke ich auf andere, wie wirken andere auf mich.

Die verschiedenen Perspektiven auf ein Thema, sind ein weiterer Gruppeneffekt. Hier können sich Gruppenmitglieder in den Personen einer geschilderten Szene wiederfinden. Eine Frau kann sich als Mutter empfinden, wenn eine jüngere Patientin von ihrer Mutter berichtet und den Blickwinkel und die Gefühle die sie empfindet wiedergeben. Genauso kann jemand den Blickwinkel einer Tochter beschreiben, wenn ein Gruppenmitglied als Vater oder Mutter die Probleme mit ihren Kindern schildert. Hier spielen auch Übertragungsprozesse eine Rolle. Ein Gruppenmitglied empfindet es so, wie wenn der Vater oder die Mutter etwas sagen würde, und fühlt sich zurückversetzt in die Kindheit. Hier können dann die unbewussten Prägungsmuster sichtbar werden. Es wird schnell klar, dass ein Problem mit dem Chef oder Chefin möglicherweise, eine Vater- oder Muttererfahrung aktiviert. Unter diesem Blickwinkel ergeben dann Gefühle, Blockaden oder Hemmungen plötzlich einen Sinn.
Aus diesem Grunde ist es ausdrücklich erwünscht, Gedanken, Gefühle und Phantasien offen mitzuteilen. Dadurch entsteht der Zugang zu unbewussten Zusammenhängen in der Lebensgeschichte.

Gruppenregeln

Damit dieser Prozess gelingen kann, gibt es einige wenige Gruppenregeln

  • Störungen haben Vorrang.
  • Ich-Botschaft
  • Alles, was durch den Kopf geht darf gesagt werden
  • Freies Assoziieren ist erwünscht.

Wenn Sie Interesse an einer Gruppentherapie haben, können Sie sich gerne melden und sollten dies schon im Erstgespräch sagen. Sodass ich auf spezielle Fragen der Gruppentherapie eingehen kann.

Ich bin Mitglied im Verband der Gruppentherapeuten D3G. 

Coronapandemie

Wegen Coronapandemie sind die Gruppen auf 5-6 Teilnehmer beschränkt. Es werden die Abstandsregeln eingehalten und alle 20 Minuten gelüftet. Wenn Sie weitere Fragen haben, kann ich die in einem persönlichen Gespräch beantworten.